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Gebietssituation

Der demografische Wandel und der damit in Verbindung stehende strukturelle Veränderungsprozess mit den fachbereichsübergreifenden Interdependenzen zeigen, welchen Herausforderungen sich die Kommunen stellen müssen. Auf die sich dabei aufzeigenden Chancen für die Stadtentwicklung ist besonderes Augenmerk zu richten.

Die Stadt Auerbach/Vogtl. hat wie viele andere Kommunen einen drastischen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen, welcher sich nicht zuletzt durch Zusammenbruch vieler örtlicher Industriebetriebe nach dem Jahr 1990 mit Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen begründet, s. Kapitel 2.3 INSEK. Betrachtet man den Zeitraum bis zum Jahr 2025, so ist von einem weiteren Rückgang von reichlich 14 % der Wohnbevölkerung auszugehen. Besonders der Anteil der unter 25-Jährigen unterliegt diesem drastischen Negativtrend, wogegen der Anteil der älteren Bevölkerung ständig ansteigen wird. Die sich daraus ableitenden Herausforderungen an die Stadt und ihre Bewohner bedürfen einer differenzierten Betrachtung, da u. a. Örtlichkeiten, Verantwortlichkeiten und Entwicklungschancen abzuwägen sind.

Einordnung des Gebietes in die Gesamtstadt

Die Stadt Auerbach/Vogtl., gelegen im Vogtlandkreis, zeichnet sich besonders durch ihre Lage im Grünen aus. Die Fläche der Stadt mit 55,38 ha beinhaltet einen mehr als 50prozentigen Waldanteil, s. Anlage Plan 7.1. Die topographische Lage mit dem Verlauf der Bundesstraße 169 und dem Fluss „Göltzsch“ prägen das Bild der Gesamtstadt. Den innerstädtische Teil, die zentrale Mitte, der Gesamtstadt stellen dar:

  • die Altstadt mit dem Stadtkern sowie den südlichen und westlichen Quartieren,
  • das Neubaugebiet Am Bendelstein/Eisenbahnstraße,
  • die Gründerzeitviertel westlich der Göltzschtalstraße,
  • das Quartier Mühlgrün
  • der ehemaligen Wirtschaftsstandort an der Beegerstraße

Diese Gebietskulisse entstand historisch mit den jeweiligen vorherrschenden Funktionen, welche sich in der Vergangenheit intensiv miteinander verbanden und in ihren Wechselbeziehungen untereinander auch in der Zukunft noch Bestand haben. Auf Grund der Größe dieses innerstädti- schen Gebietes vollzog sich deren Entwicklung differenzierter und kleinteiliger. Aus diesem Grund wurde bereits mit Aufstellung des INSEK 2002 eine kleinräumige Gliederung i. V. m. einer „stadtteilbezogenen“ Betrachtungsweise eingeführt und festgeschrieben. Der Innenstadtentwicklung wird dabei der Vorrang vor einer Außenentwicklung gegeben.

Die Stadt konnte in der Vergangenheit mit Unterstützung des Bundes und des Freistaates Sachsen in vielen Bereichen der Stadtentwicklung für die Innenstadt erfolgreich die zahlenreichen Ziele erfüllen. Die aktuellen Gebietskulissen mit den jeweiligen Programmbezeichnungen sind Plan 7.2 zu entnehmen. Diesen Zeitraum prägten weiterhin unterschiedliche Einflüsse und Entwicklungstendenzen, u. a. durch Leerstand, Zu- und Abwanderungen sowie die Auswirkungen des demografischen Wandels.

Vor diesem Hintergrund, bekannten Defiziten und den Herausforderungen aus den demografischen und kommunalpolitischen Entwicklungen, erfolgte die Beurteilung und Bewertung der aktuellen Gebietssituationen. Aus den zugehörigen Evaluierungen im vergangenen Zeitraum und deren Auswertungen wurde erkennbar, dass neben der Erreichung der wohnungspolitischen Ziele der vergangenen Jahre, der Erfüllung der wirtschaftlichen als auch der sozialen Komponenten, sich Entwicklungsunterschiede im Innenstadtbereich abzeichnen.

Mit Entscheidung des Stadtrates vom 15.12.2014 wurde der Beschluss zur Untersuchung der Benachteiligung des ausgewählten Gebietes (215 ha) der Innenstadt gefasst. Die zugehörige Gebietsbezeichnung lautet. „Westliche Altstadt“.

Begründung der Gebietsauswahl

Basierend auf einer in den letzten Jahren kontinuierlich durchgeführten Bewertung der innerhalb der Gesamtstadt zum Einsatz kommenden städtebaulichen Förderprogramme sowie aus einer regelmäßigen Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung im vergangenen Zeitraum musste erkannt werden, dass in der Innenstadt weiterhin Defizite in der Umsetzung infrastruktureller sowie baulicher Strategien und Maßnahmen existieren.
Zum einen betrifft es Defizite der technischen Infrastruktur des Gebietes, zum anderen Maßnahmen, die zur Reduzierung der Lärmbelästigung und der CO2-Emission im Gebiet beitragen müssen. Die Stadt Auerbach/Vogtl. hat dazu ein energetisches Konzept für das Gebiet aufstellen lassen, welches zu beseitigende Defizite und deren Auswirkungen aufweist (s. Anhang 2).

Das zu beurteilende Gebiet zeichnet sich in weiten Teilen durch ein unattraktives Wohn- und Arbeitsumfeld, vorherrschende Leerstände und einen deutlicheren Bevölkerungsrückgang gegenüber der Gesamtstadt aus. Besonders die vielen kleinteiligen, brachliegenden und ungenutzten Flächen, im Gebiet rd. 47 ha und damit mehr als 1/5 der Gesamtfläche des Gebietes, beeinflussen die Attraktivität als Wohnstandort negativ.

Der deutlich niedrigere Anteil der Selbstnutzer im Gebiet, hier ohne Einfluss des Plattenbaugebietes, weist auf wenig Interesse an Eigentum im Gebiet hin. Die ermittelten Leerstandsquoten für Wohn- und Gewerbeeinheiten von 14,5 % bzw. 10,9 % im Gebiet unterstützen diese Tatsachen (s. Plan 7.5). Die nur teilweise energetisch sanierten Gebäude zeugen zwar von durchschnittlichen Mieten, aber hohe Betriebskosten und somit auf eine zusätzliche Fluktuationsquelle.
Weitere ungünstige Beeinflussungen folgen aus einer höheren Arbeitslosenquote gegenüber der Gesamtstadt als auch dem höheren Anteil der SGB- II-Empfänger an der Wohnbevölkerung. Eine gesunde soziale Durchmischung ist somit nur ungenügend gegeben.

Um weiteren Abwanderungen aus dem Gebiet entgegenzuwirken, sind gleichfalls Defizite, welche gegen eine Belebung der lokalen Wirtschaft wirken, auszuräumen. Für eine aktive soziale Belebung im Gebiet sind, in Verbindung mit geplanten Maßnahmen im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF), Aktivitäten zu entwickeln, welche der Überwindung der sozialen Ausgrenzung dienen sollen und einer Diskriminierung entgegenwirken.

Der Entwicklungsrückstand im Gebiet „Westliche Altstadt“ gegenüber der Gesamtstadt wurde bereits mit der Fortschreibung INSEK (Stand: Dezember 2014) herausgearbeitet. Der erkennbar sich abzeichnende Grad der Überalterung, die überdurchschnittlich hohe Zahl jugendlicher Arbeitsloser und die ermittelten Emissionsbelastungen lassen die Lebensqualität im Gebiet und damit auch die Bevölkerungszahlen deutlich stärker als in der Gesamtstadt sinken, so dass dringender Handlungsbedarf zur Beseitigung der Defizite besteht.

Dem Gebiet und dem gebietsbezogenen Handlungskonzept liegt der Beschluss des Stadtrates vom 13.07.2015 zugrunde.